Warum ich von Line6 Helix auf Fractal Audio FM3 umgestiegen bin

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Inzwischen gibt es viele digitale E-Gitarrenverstärker Modelling und Capture Lösungen. Viele davon sind auf sehr hohem Qualitäsniveau. Doch welche Lösung ist die Beste?

Mein Einstieg in die Line 6 Modelling Welt

Durch meinen damaligen E-Gitarren Lehrer bin ich ziemlich schnell mit den Modelling Produkten von Line 6 in Berührung gekommen. Somit war mein Einstieg in die digitale Verstärkerwelt ein Line6 POD XT, der über die Jahre durch den POD Express, POD X3, POD HD, POD HD500, Helix LT, Helix Native und zuletzt HX Stomp ergänzt wurde. Ein riesen Meilenstein war für mich die Entdeckung des Two Notes Torpedo Cab, das für mich durch die IRs deutlich besser klang als alles vorherige und so habe ich eine zeitlang mit Tubepreamps wie z.B. von Kingsley und dem Torpedo gespielt. Gerade die aktuelle Helix Generation hat für mich aber einen deutlichen Qualitätssprung gebracht und man kann damit sehr professionelle Ergebnisse erzielen. Seit dem Umstieg auf den Helix habe ich meine Röhrenverstärker nur noch sehr selten benutzt, alle Röhrenpreamp-Pedale verkauft und auch Live nur noch Modelling eingesetzt.

Zuletzt habe ich den HX Stomp zusammen mit zwei Eventide H9 auf einem kleinen Pedaltrain Mini Board benutzt. Dieses Setup war trotz der geringen Größe ziemlich leistungsfähig. Die Komplexität mehrere, zwar tolle, aber auch umfangreiche Effektgeräte zusammen zu nutzen war mir dann aber meistens doch zu aufwendig und ich habe letztendlich nur ein einziges recht einfaches Preset genutzt. Dies war sicherlich deutlich unter den Möglichkeiten dieser tollen Pedale.

Gerade im Bass-Bereich hatte ich mit meinen Humbucker Gitarren immer etwas Schwierigkeiten einen guten Sound einzustellen, trotz der von Line 6 Nutzern empfohlenen globalen EQ Einstellungen. Damit der Helix Sound Weltklasse wird, sollte man sich unbedingt mit den EQs beschäftigen. Meine gekauften Presets hatten da teils auch recht umfangreiche EQ Setups integriert. Mir war das nur immer zu viel rumgetweake.

Gerade diese Komplexität hat mich dann nach ein paar Jahren HX Stomp dazu bewegt mich wieder auf die Suche nach den anderen aktuellen Alternativen zu machen. Da mir die Capture-Technologie, wie z.B. von Kemper und ToneX, aber auch im Quad Cortex nutzbar, konzeptionell nicht zusagt habe ich mir als Modeller Alternative mit sehr gutem Ruf ein Fractal Audio FM3 bei G66 zum Testen bestellt.

Erster Eindruck vom Fractal Audio FM3 im Vergleich zu Line6

Glaubt man den vielen Youtubern und Foreneinträgen, so ist die Bedienung von Fractal mindestens Lichtjahre hinter den Wettbewerbsprodukten, aber der Sound, vor allem das “Feeling” und “Ansprechverhalten” ganz nah an den Röhrenverstärker-Vorbildern.

Ich hatte mir vorgenommen den Helix und Fractal Sound mit der selben Gitarre über die selben Kopfhörer und Studiomonitore zu vergleichen um mir dann ein Bild zu machen welcher wirklich besser klingt.

Sound

Sehr gut gefallen hat mir, dass die Werkspresets im Fractal bereits super klingen und ich damit direkt losspielen kann – im Gegensatz zu Line6, bei dem die mitgelieferten Presets für mich nicht praxistauglich sind. Auch durch die Art wie das Modelling bei Fractal umgesetzt wird sind die Verstärkermodellings auch deutlich konsistenter und nicht wie beim Helix von unterschiedlicher Qualität. Ich nehme irgendeinen Fractal Amp und es klingt meistens sofort gut. Im Ich habe letztendlich nur kurz beide wirklich gegeneinander verglichen und dann während der 30 Tage Testphase nur noch den FM3 gespielt.

Ich empfand es viel einfacher gute Sounds aus dem Fractal FM3 zu bekommen, als bei den Line6 Geräten. Man kann bei Fractal zwar enorm viel tweaken, das ist aber nicht zwingend notwendig.

Bedienung

Von der Bedienung des FM3 war ich positiv überrascht – sicherlich auch aufgrund meiner niedrigen Erwartungen aufgrund des Fractal Rufs. Selbst kleine Änderungen am Gerät lassen sich mit etwas Einarbeitung durchführen, sobald man das Konzept verstanden hat. Es ist zwar nicht so einfach und teils umständlicher als beim Helix, allerdings war gerade der HX Stomp ohne Editor durch sein kleines Display und Taster-Kombinationen weniger intuitiv. Der große Helix liegt zwar bei der Bedienung insgesamt doch vorne, aber ab hier hat Fractal mit dem AXE FX III / FM3 / FM9 gute Schritte zu einer besseren Bedienbarkeit geschafft, im Vergleich zu den Vorgängergenerationen.

PC Editor

Der PC Editor bei Fractal gefällt mir um ein vielfaches besser als bei Line 6. Diese “Balken-Schieber” zum Einstellen der Parameter mochte ich grafisch und von der Bedienung nie. Das ist Fractal sehr gut gelungen und meistens werde ich mir sowieso am PC das Preset aufbauen und dann nur noch Kleinigkeiten direkt am Gerät anpassen.

Tutorials und Video-Lessons

Es gibt sehr viele gute Video-Tutorials von diversen Gitarristen wie z.B. Leon Todd, Bernd Kiltz und vielen weiteren, die von Fractal bezahlt werden um Anleitungsvideos zu machen. Daraus kann man zum einen sehr viel zur Bedienung lernen, aber auch generell zum Einstellen von guten Gitarrensounds viel mitnehmen. Zu fast jeder Bedienungsfrage die ich hatte, habe ich ein gutes Video auf Youtube finden können.

Fußschalter und dessen Flexibilität

Das Fußschalter-Konzept ist bei Fractal sehr gut durchdacht und bietet viele Möglichkeiten. Dazu gibt es gute Tutorial Videos und ich empfehle diese einmal anzuschauen. Die nahezu endlosen Möglichkeiten lassen sich nicht in einem kurzen Text wiedergeben. Selbst der FM3 mit 3 Tasten und einem externen Doppel-Fußschalter bietet für viele Gitarristen schon ausreichend Möglichkeiten.

Fractal wirkt professioneller als Line 6

Die Bodenpedale sind sehr robust, aber auch die Level-Anzeigen an so ziemlich jeder Stelle im Signalweg und das Preset Leveling Menü erleichtert es enorm die richtigen Lautstärke-Pegel einzustellen – auch presetübergreifend. Damit hatte ich vor allem beim HX Stomp immer meine Schweirigkeiten. Auch der Tuner gefällt mir besser als beim HX Stomp. Es sind viele kleine Details die professionell durchdacht wirken, ohne das ich sagen würde das Line 6 unprofessionell ist. Ich würde auch weiterhin Line 6 Helix empfehlen, gerade da dort der Einstiegspreis deutlich niedriger ist.

Warum ich dann doch den FM3 zurückgeschickt habe

Nach meiner ganzen Begeisterung für den FM3 ist es für viele sicherlich verwunderlich, dass ich diesen innerhalb der Testphase direkt wieder zurückgesendet habe. Für viele reicht dieser sicherlich aus. Ich wollte aber unbedingt Dual-Amps, um mit meinem Sohn zusammen darüber spielen zu können. Außerdem habe ich mit dem FM3 MK II Turbo schon wieder angefangen ein Pedalboard zu planen (zusätzlicher Fußschalter, Eventide H9 zur CPU Entlastung…), das ich dann letztendlich gleich ein gebrauchtes FM9 Turbo gekauft habe, was letztendlich auch nicht teurer als ein neuer FM3, H9, Stromversorgung, Fußschalter und Pedalboard ist, aber mehr robust in einem Gerät vereint als ich wohl jemals als Hobby-Gitarrist benötigen werde.

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